Zinsen setzen Immobilienmarkt unter Druck
Immobilien
Verfasst von MoneyController am 27.06.2023
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Steigende Zinsen führen zu höheren Finanzierungskosten, natürlich auch bei Hypotheken. Die damit verbundenen Risiken sollten nicht unterschätzt werden.
In Deutschland sind die Preise für Wohnimmobilien seit Jahresbeginn um 6,8 Prozent gesunken. Wie Christian Siedenbiedel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung schreibt, leidet der deutsche Immobiliensektor unter den Folgen steigender Zinsen. Erschwerend kommt hinzu, dass der Immobilienmarkt bisher durch sehr hohe Preise gekennzeichnet war.
Die beunruhigendste Situation in Europa herrscht jedoch in Schweden. Die Riksbank, die schwedische Zentralbank, erhöhte im April die Zinsen um 50 Basispunkte auf 3,50 Prozent. Die Folgen ließen nicht lange auf sich warten. Denn (a) die schwedischen Verbraucher sind doppelt so hoch verschuldet wie die Deutschen und Italiener, (b) sie haben meist Hypotheken mit variablen Zinsen aufgenommen und (c) Hypotheken machen 80 Prozent der privaten Schulden aus. Schließlich ist, wie Reuters berichtet, auch der Markt für Gewerbeimmobilien im Vergleich zu anderen europäischen Ländern überdimensioniert: Er macht 18% der von Banken vergebenen Kredite aus, dreimal so viel wie in Spanien.
Unterdessen hat auch die Bank of England ihren Zinserhöhungskurs fortgesetzt und den Leitzins auf 5% angehoben. Wie Jamie Niven, Senior Fund Manager, Fixed Income bei Candriam, in 'La Repubblica' schreibt, beginnen die Märkte nicht nur ein Zinsniveau von 6% zu erwarten, sondern die englischen Zentralbanker könnten sich für eine Rezession entschieden haben, um die Inflation einzudämmen. Aber das wird Folgen für die Verbraucher haben, erklärt Niven, und vor allem für den Immobilienmarkt, wo die Spannungen zunehmen dürften.
In anderen Ländern scheint die Situation noch komplexer und differenzierter zu sein. In Italien wächst der Markt für Luxusimmobilien sogar (Wall Street Italia berichtet beispielsweise über eine von Immobiliare.it Insights und LuxuryEstate.com durchgeführte Studie). Und nicht nur das: Auch die nominalen Immobilienpreise auf der Halbinsel steigen laut Immobiliare.it weiter. Die Agenzia delle Entrate nennt jedoch zwei wichtige Zahlen: Die Hauskäufe und -verkäufe gingen im ersten Quartal dieses Jahres um 8,3% zurück und der Anteil der Häuser, die mit einer Hypothek bezahlt werden, sank von 51,9% auf 41,9%. Die Auswirkungen der steigenden Zinsen scheinen sich also auch in Italien bemerkbar zu machen.
Siehe auch
Europäische Immobilien in der Krise, aber immer noch Chancen für Investoren
Immobilienkrise: Nicht alle Länder in Europa sind gleich gefährdet